Hast du dich schon mal gefragt, wo das Essen eigentlich herkommt, wenn du in einem Restaurant bist? Oder in einer Metzgerei Wurst und auf dem Wochenmarkt GemĂŒse einkaufst? Wie wird es hergestellt? Und gibt es bestimmte Lebensmittel eigentlich nur in der Gegend, in der du lebst? Dieses Kapitel geht diesen Fragen nach.
Landwirtschaft stellt als primĂ€rer Sektor einen der Ă€ltesten und wichtigsten Wirtschaftsbereiche dar. Sie beschreibt letztlich die agrarwirtschaftlichen Nutzungsformen der ErdoberflĂ€che. Fast ein Drittel der Euregio-Maas-Rhein-FlĂ€che wird landwirtschaftlich genutzt, die Landwirtschaft determiniert somit den Raum. Dabei wird der Raum einerseits direkt durch den Menschen verĂ€ndert, beispielsweise im Ackerbau, aber auch indirekt vom Menschen genutzt, beispielsweise in der Viehzucht. Hierbei kann unterschieden werden, ob der Mensch aktiv in die naturrĂ€umlichen Gegebenheiten eingreift und diese fĂŒr seine MaĂstĂ€be verĂ€ndert oder ob eine Form der naturrĂ€umlichen Pflege und des Erhalts stattfindet. Eine weitere Determinante ist die gleichzeitige AbhĂ€ngigkeit des landwirtschaftlichen Raumes von geomorphologischen und klimatischen Gegebenheiten. Hierbei wird letztlich die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt deutlich, aber auch die AbhĂ€ngigkeit des Menschen von den regionalen Gegebenheiten. Das Kapitel verdeutlicht einerseits die naturrĂ€umlichen Determinanten, verschiedene Nutzungsformen und deren Auswirkungen auf die Umwelt sowie Formen der Landwirtschaft, welche sich von umwelttechnischen Gegebenheiten unabhĂ€ngiger machen möchten. Anhand von Beispielen erkennen die Lernenden die ZusammenhĂ€nge, Determinanten und die Wechselbeziehungen zwischen einem Wirtschaftszweig und der Umwelt im Raum. Im Weiteren lernen sie die Wechselbeziehungen zwischen primĂ€ren und tertiĂ€ren Sektor kennen, indem PfadabhĂ€ngigkeiten demonstriert werden, Verarbeitungsprozesse aufgezeigt und ein direkter Alltagsbezug hergestellt wird.Â
Ziele
Das Ziel des Kapitels ist es, dass die Lernenden ein Bewusstsein fĂŒr Determinanten der landwirtschaftlichen Nutzung von RĂ€umen der Euregio Maas-Rhein sowie der Produktion dort erlangen, den RegionalitĂ€tsbegriff kennenlernen und sich mit regionalen Produkten und ihrer Weiterverarbeitung und Vermarktung beschĂ€ftigen. Dabei sollen die Lernenden einen direkten Bezug ihres Alltags zum primĂ€ren Sektor erkennen sowie dessen Bedeutung fĂŒr Mensch-Umwelt-Beziehungen.
Kompetenzen
Folgende Kompetenzen werden gefördert:
die FĂ€higkeit, Mensch-Umwelt-Beziehungen in RĂ€umen unterschiedlicher Art und GröĂe zu analysieren
die Kenntnis von geografisch/geowissenschaftlich relevanten Informationsquellen, -formen und -strategien
die FĂ€higkeit, Informationen zur Behandlung von geografischen/geowissenschaftlichen Fragestellungen zu gewinnen
die FĂ€higkeit, Informationen zur Behandlung geografischer/geowissenschaftlicher Fragestellungen auszuwerten
Basiskonzepte
Der Inhalt des Kapitels 4.1 ist auf der human- und physischgeografischen Ebene zu verorten, insbesondere auf dem Schnittpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen. Es bewegt sich dabei vorwiegend auf der regionalen Ebene und hat lokale Anteile. Zudem werden die drei Basiskonzepte von Funktion, Prozess und Struktur bedient. Ersteres durch die Bedeutung und Relevanz der Landwirtschaft fĂŒr unsere Gesellschaft, aber auch die Auswirkung auf den Raum. Zweiteres durch den Blick auf die Weiterverarbeitung von Produkten und der Entwicklung der Landwirtschaft in der Euregio Maas-Rhein. Letzteres durch eine strukturelle Aufgliederung naturrĂ€umlicher Gegebenheiten sowie verschiedener landwirtschaftlicher Nutzungsformen.
1. Rahmenbedingungen der Landwirtschaft in der Euregio Maas-Rhein
2
Die Euregio Maas-Rhein ist ein landwirtschaftlich vielfĂ€ltig genutzter Raum. Hier werden ganz unterschiedliche Produkte angebaut und hergestellt. Aber nicht alles kann ĂŒberall produziert werden.
BodenverhÀltnisse und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft
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Landwirtschaft und Böden
Böden Zusatzinfo
Landwirtschaft und Böden
Böden Zusatzinfo
Sprachhilfe zu Element 4
WorterklÀrungen
BodenverhÀltnisse
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Aufgabe
Landwirtschaft und Böden
Informiere dich ĂŒber die Bodentypen in der EMR anhand der Karte oben. Ordne dann die Wörter im LĂŒckentext unten richtig zu.Â
ErklÀre in eigenen Worten und mit Bezug auf die Bodentypen der EMR, warum an bestimmten Stellen Getreide angebaut wird und an anderen Forstwirtschaft betrieben wird.
Aufgabe
Landwirtschaft und Böden
Informiere dich ĂŒber die Bodentypen in der EMR anhand der Karte oben. Ordne dann die Wörter im LĂŒckentext unten richtig zu.
Warum wird Getreide in der EMR vor allem in der Mitte angebaut und nicht so sehr im SĂŒden und Norden? Beantworte die Frage und beziehe dich dabei auf den Inhalt des LĂŒckentextes.
Aufgabe
Landwirtschaft und Böden
Informiere dich ĂŒber die Bodenarten, die in der EMR vorkommen anhand der Karte oben. Schreibe zu jedem Bodentyp einen Satz, in dem du den Namen nennst und seine Eignung fĂŒr die Landwirtschaft in eigenen Worten beschreibst.
Warum werden bestimmte Gebiete fĂŒr bestimmte Anbauformen gewĂ€hlt? Vergleich die Karten in den beiden Tabs oben und erklĂ€re dann anhand eines Beispiels aus der Anbaugebietskarte den Einfluss, den Bodentypen auf die Landwirtschaft haben.
NaturrÀume in der EMR
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Sprachhilfe zu Element 6
WorterklÀrungen
In manchen Texten sind schwierige Wörter zu finden. Nutze Online-WörterbĂŒcher als UnterstĂŒtzung, wenn du Hilfe beim Verstehen von Wörtern brauchst. Probiere mal Linguee, dict.cc oder DeepL. Suche zum Beispiel diese Wörter:
Naturraum
Bodenart
Bodenform
naturrÀumliche VerhÀltnisse
NaturrÀume
Hinweise fĂŒr Lehrende
Zur folgenden Aufgabe
In dieser Aufgabe sollen die SuS zunĂ€chst einfach die nicht ganz einfachen Infotexte aus den Clickpoints verstehen. Die Anwendungen auf die in der Galerie aufgefĂŒhrten Produkte ist in unterschiedlichen NaturrĂ€umen unterschiedlich schwierig. Das Hespengau eignet sich besonders gut, da hier die meisten Produkte im Text namentlich genannt werden.
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Aufgabe
Was kommt woher?
WÀhle in der Clickpoint-Karte oben einen Naturraum aus. Lies dann den Infotext zu diesem Naturraum und beantworte mit Hilfe von Informationen aus dem bisherigen Kapitel folgende Fragen:
Welche Produkte aus der Galerie in Element 3 können in deinem Naturraum angebaut/produziert werden?
Welchen Einfluss haben die Böden in deinem Naturraum auf die Landwirtschaft?
Aufgabe
Was kommt woher?
WĂ€hle in der Clickpoint-Karte oben das Hespengau aus und lies den Infotext dazu. Nenne dann die Produkte aus der Galerie in Element 3, die im Hespengau angebaut/produziert werden können.Â
Aufgabe
Was kommt woher?
WÀhle in der Clickpoint-Karte oben einen Naturraum aus. Lies dann den Infotext zu diesem Naturraum und beantworte mit Hilfe von Informationen aus dem bisherigen Kapitel folgende Fragen:
Welche Produkte aus der Galerie in Element 3 können in deinem Naturraum angebaut/produziert werden?
Welchen Einfluss haben die Böden in deinem Naturraum auf die Landwirtschaft?
BodenverhÀltnisse im belgischen Teil der Euregio Maas-Rhein
Gut fĂŒr die Landwirtschaft â ein Klumpen Lössboden
In den einzelnen Regionen, die die Euregio Maas-Rhein (EMR) bilden, gibt es zum Teil sehr unterschiedliche VerhĂ€ltnisse fĂŒr die Landwirtschaft. Das zeigt sich anhand der OberflĂ€chenstrukturen, an den BodenverhĂ€ltnissen oder auch an den ĂŒblichen Wetterlagen. In der Provinz LĂŒttich gibt es kaum sandig-lehmige oder sandige Böden. In der Provinz Limburg (B) gibt es hingegen keine Mittelgebirgslandschaften. Von den fruchtbaren und ertragreichen Lössböden Mittelbelgiens reicht nur ein kleiner Teil nach Limburg.
Aber nicht alle Unterschiede hĂ€ngen an den Umweltbedingungen. In den wallonischen Landesteilen Belgiens bewirtschaften die Betriebe traditionell gröĂere FlĂ€chen (44 ha/Betrieb) als in Flandern (18 ha/Betrieb). In der Wallonie hat die "Grande Culture" auf groĂen AckerflĂ€chen mit dem Anbau etwa von Getreide, ZuckerrĂŒben oder Ălpflanzen (z.B. Raps und Sonnenblumen) eine lange Tradition. In Flandern hingegen sind kleinteiligere Betriebe mit sogenannten Sonderkulturen vorherrschend. Diesen Unterschied kann man auch in der EMR zwischen dem flĂ€mischen Limburg und der wallonischen Provinz LĂŒttich feststellen.
Gut fĂŒr die Landwirtschaft â ein Klumpen Lössboden
In der Euregio Maas-Rhein gibt es sehr unterschiedliche VerhĂ€ltnisse fĂŒr die Landwirtschaft. In der Provinz LĂŒttich gibt es kaum sandige Böden. In der Provinz Limburg (B) gibt es hingegen keine Mittelgebirgslandschaften. Von den fruchtbaren und ertragreichen Lössböden Mittelbelgiens reicht nur ein kleiner Teil nach Limburg.
Aber nicht alle Unterschiede hĂ€ngen an den Umweltbedingungen. In den sĂŒdlichen Landesteilen Belgiens haben die Bauernhöfe traditionell gröĂere Felder als im nördlichen Flandern. Auf gröĂeren Feldern kann man besser Pflanzen wie Getreide, ZuckerrĂŒben oder Raps anbauen, wĂ€hrend es sich fĂŒr kleinere Betriebe oft eher lohnt, sich auf sogenannte Sonderkulturen (z.B. Blumen) zu konzentrieren. Diesen Unterschied kann man auch in der EMR zwischen dem flĂ€mischen Limburg (mehr kleine Betriebe) und der wallonischen Provinz LĂŒttich (mehr gröĂerer Betrieben) feststellen.
OberflĂ€chenstrukturen: Die Form/das Aussehen der obersten Schicht (OberflĂ€che).Â
Wetterlage: Der Zustand des Wetter zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Gebiet.Â
Mittelgebirge: Ein Gebirge, das eine bestimmte Höhe nicht ĂŒberschreitet, aber auch eine gewisse Mindesthöhe aufweist.Â
ertragreich: Es bringt eine gute Ernte
Umweltbedingungen:Â Ein bestimmter Zustand, der durch die Umwelt herbeigefĂŒhrt wird.Â
Sonderkulturen: Von der Landwirtschaft angebaute Pflanzen, die nicht ĂŒberall angebaut werden können, da sie besondere Standortbedingungen benötigen und ihre Produktion auch kosten- und zeitintensiver ist.Â
WetterverhÀltnisse und Landwirtschaft
Die Hauptwindrichtungen, Niederschlagssummen und klimatischen VerhÀltnisse in der Euregio Maas-Rhein
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Windrichtung
Klima LĂŒttich
Klima Aachen
Die Karte zeigt ĂŒber die Pfeile die aktuelle Windrichtung und -stĂ€rke an (je dunkler der Pfeil, desto schwĂ€cher der Wind). Die Farbe des Untergrunds zeigt die jĂ€hrliche Niederschlagsmenge an (je heller, desto mehr). Wenn du auf die Legenden-Kachel (unter dem Texteingabefenster oben links) klickst, bekommst du eine genauere ErklĂ€rung zur Farbbedeutung.§
Die im Durchschnitt vorherrschende Windrichtung in der EMR ist Wind aus Nordwesten. Bestimme mithilfe der Karte oben, ob heute ein typischer oder untypischer Wind in der EMR weht.
Nenne jeweils eine Gemeinsamkeit und einen regionalen Unterschied der NiederschlagsverhĂ€ltnisse in der EMR.Â
Aufgabe
Wind und Niederschlag
Die im Durchschnitt vorherrschende Windrichtung in der EMR ist Wind aus Nordwesten. Bestimme mithilfe der Karte oben, ob heute ein typischer oder untypischer Wind in der EMR weht.
Nenne jeweils eine Gemeinsamkeit und einen regionalen Unterschied der NiederschlagsverhÀltnisse in der EMR.
Beschreibe die NiederschlagsverhĂ€ltnisse innerhalb der EMR im europĂ€ischen Vergleich.  Â
Aufgabe
Wind und Niederschlag
Die im Durchschnitt vorherrschende Windrichtung in der EMR ist Wind aus Nordwesten. Bestimme mithilfe der Karte oben, ob heute ein typischer oder untypischer Wind in der EMR weht.
Schreibe zwei SÀtze zu den NiederschlagsverhÀltnissen in der EMR.
Schreibe einen Satz darĂŒber, wie die NiederschlagsverhĂ€ltnisse in der EMR insgesamt sind.
Schreibe einen Satz ĂŒber einen Unterschied in den NiederschlagsverhĂ€ltnisse innerhalb der EMR.
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Wenn du dich nĂ€her ĂŒber die Einzelheiten der Wetter- und KlimaverhĂ€ltnisse informieren willst, kannst du das im Kapitel 2.4 tun.
WetterverhÀltnisse in den Mittelgebirgsregionen
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Zur Euregio Maas-Rhein gehören im SĂŒden Teile der Ardennen und der Eifel. In diesen Mittelgebirgsregionen sind mehr als 50 % der FlĂ€chen bewaldet. Von der fĂŒr die Landwirtschaft genutzten FlĂ€che in dieser Gegend ist der ĂŒberwiegende Teil GrĂŒnland (Wiesen und Weiden). Daher ist die Tierhaltung dort sehr verbreitet. Das eher raue Klima (höhere WindstĂ€rken, niedrigere Temperaturen) und die Bodenbeschaffenheit eignen sich weniger fĂŒr den Anbau von Getreide oder industriell verwertbaren Pflanzen (dieser kommt vereinzelt in geschĂŒtzteren Tallagen vor). Ein Beispiel: Von den etwa 1.500 landwirtschaftlichen Betrieben in der Ardennenregion waren im Jahr 2020 etwa 57 % auf die Haltung von Rindern fĂŒr die Fleischproduktion spezialisiert. Etwa 20 % der Betriebe kombinieren Milch- und Fleischherstellung.
Boden, Landschaft und Wetter und ihre Wirkungen auf die Landwirtschaft
Beschreibe deine Heimatregion in Hinblick auf Klima und BodenverhĂ€ltnisse. Nutze dafĂŒr Informationen aus dem Kapitel und/oder suche selbst nach weiteren Informationen.
Recherchiere nach einem landwirtschaftlichen Betrieb aus deiner Umgebung (z.B. auf dem Wochenmarkt oder im Internet).
Nenne die Produkte, die der Betrieb anbaut/herstellt.
ErklĂ€re, warum diese Produkte typisch fĂŒr deine Region sind oder warum sie untypisch fĂŒr deine Region sind.
Beziehe dich in beiden FĂ€llen auf deine Antwort in Teil 1.Â
Boden, Landschaft und Wetter und ihre Wirkungen auf die Landwirtschaft
Beschreibe deine Heimatregion in Hinblick auf Klima und BodenverhĂ€ltnisse. Nutze dafĂŒr Informationen aus dem Kapitel und/oder recherchiere selbst.
Gruppenaufgabe: Bereitet als Kleingruppe oder in der Klasse ein Interview mit einem Landwirt oder einer Landwirtin aus eurer Umgebung vor, in dem ihr ihn/sie dazu befragt, welche Produkte er/sie anbaut/herstellt und warum er/sie sich genau fĂŒr diese Produkte entschieden hat. Geht bei euren Fragen auf die in diesem Kapitel bisher aufgefĂŒhrten Themen ein.
Findet einen Interviewpartner (z.B. auf dem Wochenmarkt) und befragt ihn/sie.
Aufgabe
Boden, Landschaft und Wetter und ihre Wirkungen auf die Landwirtschaft
Beschreibe deine Heimatregion in Hinblick auf Klima und BodenverhĂ€ltnisse. Nutze dafĂŒr Informationen aus dem Kapitel und/oder recherchiere selbst.Â
Nenne ein landwirtschaftliches Produkt, fĂŒr das diese VerhĂ€ltnisse vorteilhaft sind oder erklĂ€re, warum deine Region fĂŒr kein landwirtschaftliches Produkt vorteilhafte Bedingungen bietet.
Sprachhilfe zu Element 13
Online-Wörterbuch
In manchen Texten sind schwierige Wörter zu finden. Nutze Online-WörterbĂŒcher als UnterstĂŒtzung, wenn du Hilfe beim Verstehen von Wörtern brauchst. Probiere mal Linguee, dict.cc oder DeepL.Â
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Beispielinterview: Lokale Produktion von Lebensmitteln am Beispiel vom Hof "Gut Poch" und Hofladen Bonnie.§PD
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Aufgabe
Welche Rinder?
Aufgabe
Welche Rinder?
Aufgabe
Welche Rinder?
Beantworte die Frage unten.
Recherchiere selbststÀndig den Begriff "Mutterkuhherde" und erklÀre ihn in eigenen Worten.
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Vertiefung
Sonderkulturen in der Euregio Maas-Rhein
Landwirtschaftliche Sonderkulturen sind Pflanzenarten oder -sorten, die spezielle Anforderungen haben und in der Landwirtschaft gezielt angebaut werden. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Hauptkulturen wie z.B. Getreide, die auf groĂen FlĂ€chen angebaut werden, wachsen Sonderkulturen meist kleinrĂ€umiger. Sie haben oft sehr spezielle Wachstumsanforderungen und benötigen besondere Bedingungen, um optimal zu gedeihen. Das kann zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit, das Klima, die BewĂ€sserung oder den Schutz vor SchĂ€dlingen betreffen. Die Landwirte mĂŒssen sich daher intensiver mit den Anbau- und Pflegemethoden dieser Kulturen auseinandersetzen.
Schon die Römer bauten im Maastal Wein an und heute wird er dort immer noch angebaut. Weinstöcke sind allerdings sehr anspruchsvolle Pflanzen, weshalb man sie nur in ganz bestimmten Gegenden anbauen kann, zumindest, wenn daran schmackhafte Trauben wachsen sollen. Sie brauchen gute Böden, Hanglagen, genug Sonne und geschĂŒtzte WindverhĂ€ltnisse. In der EMR gibt es nur ein paar Orte, an denen die Bedingungen fĂŒr den Weinanbau gut genug sind.
Der Text oben als Audiospur§PD
Sprachhilfe zu Element 16
WorterklÀrung
kleinrÀumiger: betrifft nur ein kleines Gebiet.
Wachstumsanforderungen: bestimmte VerhĂ€ltnisse mĂŒssen vorliegen, damit eine Pflanze wĂ€chst.Â
Bodenbeschaffenheit: die Zusammensetzung des Bodens.
SchÀdlinge: Das sind Tiere oder Pflanzen, die dem Menschen in besonderer Weise schaden, zum Bespiel beschÀdigen sie angebautes Obst.
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Vertiefung
Selber Wetter machen â Landwirtschaft im GewĂ€chshaus
2. Landwirtschaftliche Nutzungen vergleichen
Hinweise fĂŒr Lehrende
Zur folgenden Aufgabe
Bei dieser Aufgabe kommt es darauf an, dass Lernende das geographische Sehen lernen. Es lÀsst sich etwa Folgendes feststellen:
Genutzte LandflĂ€chen haben regelmĂ€Ăige, kantige oder runde, geschwungene Formen.
Genutzte LandflÀchen haben unterschiedliche Farben.
Feldraine sind mit BĂ€umen und Hecken bepflanzt oder nicht.
Auf den FlÀchen stehen BÀume/Baumgruppen oder nicht.
Bebauungen (HÀuser; Höfe etc.) sind klar oder weniger eindeutig von den NutzflÀchen getrennt.
Die Erkundung dieser Einzelelemente auf den Bildern bildet die Grundlage fĂŒr fundierte Fragen an die Art der landwirtschaftlichen Nutzung:
Deuten die regelmĂ€Ăigen FlĂ€chen auf die Nutzung als AckerflĂ€chen, Weiden oder Forsten hin?
Sind die unterschiedlichen Farben Hinweise auf Nutzungen fĂŒr unterschiedliche Kulturpflanzen wie Getreide, HackfrĂŒchte, HĂŒlsenfrĂŒchte oder auch Futtermittel?
Etc.
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Landwirtschaft um St. Vith
Landwirtschaft im Hespengau
Landwirtschaft im Herver Land
§PD
§PD
§PD
Landwirtschaft um St. Vith
Landwirtschaft im Hespengau
Landwirtschaft im Herver Land
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Aufgabe
Unterschiede in der Nutzung der landwirtschaftlichen NutzflÀchen
In der Euregio Maas-Rhein gibt es unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungen der FlĂ€chen. In Element 18 siehst du drei Beispiele: die Gegend im SĂŒden Ostbelgiens (St. Vith), den Hespengau (westlich von LĂŒttich) und das Herver Land.
Beschreibe die Unterschiede in den FlÀchen auf den drei Bildern (Farben, Formen, Wege).
Stelle auf der Grundlage der jeweiligen Beschreibungen Vermutungen ĂŒber die Art der Nutzung an (Weiden fĂŒr Tierzucht, Ackerbau, Obstbau).
Recherchiere Informationen ĂŒber die Landwirtschaft in den genannten Regionen und vergleiche diese mit deinen Vermutungen.
Aufgabe
Unterschiede in der Nutzung der landwirtschaftlichen FlÀchen
In der Euregio Maas-Rhein gibt es unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungen der FlÀchen. In Element 18 siehst du drei Beispiele aus drei unterschiedlichen Gegenden der Euregio Maas Rhein.
Beschreibe die Unterschiede in den FlÀchen auf den drei Bildern (Farben, Formen, Wege).
Stelle auf der Grundlage der jeweiligen Beschreibungen Vermutungen ĂŒber die Art der Nutzung an: - Wird das Land fĂŒr Weide fĂŒr Tiere genutzt, z.B. fĂŒr Rinder? - Werden Felder bestellt, z.B. mit Weizen? - Ist hier Obstbau möglich? - Gibt es auch andere Nutzungen wie beispielsweise Waldwirtschaft (Forst)?
Landwirtschaftliche NutzflÀche und angebaute Kulturen in Ostbelgien
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Ostbelgien hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Noch im Jahr 1980 wurden 2.729 Betriebe gezĂ€hlt. Im Jahr 2008 waren es hingegen nur noch 835 und 2021 schlieĂlich 596 Unternehmen. (Daten zusammengestellt aus: https://ostbelgienstatistik.be/desktopdefault.aspx/tabid-3729/6734_read-38807/ [12.12.2022].)
Hinweise fĂŒr Lehrende
Zur folgenden Aufgabe
Die Lernenden können zu folgenden Erkenntnissen kommen:
Darstellung der Informationen aus der Ăbersicht: - RĂŒckgang der Betriebszahl im ganzen Kanton St. Vith um etwa 28,5%. - stĂ€rkster RĂŒckgang etwa zwischen 2008 und 2014 - Trend ist langfristig: 1980 waren es noch mehr als 4-mal so viele Betriebe.
Der RĂŒckgang der Anzahl der Betriebe bedeutet nicht, dass weniger Landwirtschaft betrieben wird. Oftmals Ă€ndert sich die Art der Betriebe und der BetriebsfĂŒhrung. Einflussfaktoren sind: - BetriebsgröĂe - Anzahl der BeschĂ€ftigten je Betrieb - Einsatz von Technik
Zur Ănderung der Landwirtschaft: - BetriebsflĂ€chen werden gröĂer: Information zu Deutschland hier: "Damit bewirtschaften 14 % aller Betriebe 62 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten FlĂ€che [...]." - Umstellung auf den ökologischen Landbau: Information hier: "Die Zahl der Ăkobetriebe nahm gegenĂŒber 2010 um rund 9900 (+60 %) zu."
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Aufgabe
Weniger Landwirtschaftsbetriebe = weniger Landwirtschaft?
ErklĂ€re anhand der Ăbersicht "Landwirtschaftliche Betriebe Ostbelgiens" die Entwicklung der Anzahl der Betriebe im SĂŒden Ostbelgiens.
Diskutiere in Partnerarbeit mögliche Ursachen fĂŒr den RĂŒckgang.
Befrage deine Lehrerin/deinen Lehrer nach den Ursachen fĂŒr den RĂŒckgang und notiere diese stichpunktartig.
Aufgabe
Weniger Landwirtschaftsbetriebe = weniger Landwirtschaft?
Stelle die Angaben der Ăbersicht "Landwirtschaftliche Betriebe Ostbelgiens" mit eigenen Worten dar.
Beurteile die Angaben der Ăbersicht entlang der Frage, wie sich die Landwirtschaft in der Ostbelgien Ă€ndert.
Aufgabe
Weniger Landwirtschaftsbetriebe = weniger Landwirtschaft?
Sieh dir die Tabelle in Element 19 an und beschreibe in eigenen Worten die Entwicklung, die durch dortigen Zahlen dargestellt wird.
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Ostbelgien
ist eine Landwirtschaftsregion. Etwa ein Drittel der FlÀche des Landes wird
landwirtschaftlich genutzt. Dabei sind Acker- und WeideflÀchen, Gartenbauland
und ObstbauflÀchen zusammengerechnet. Die FlÀche umfasst insgesamt knapp 30.000
ha. Fast 90 % der FlĂ€che ist GrĂŒnland, das vor allem fĂŒr
die Tierhaltung genutzt wird. Nur etwas mehr als 10 % sind AckerflÀche,
wobei etwa 7,7 % fĂŒr den Futteranbau genutzt wird.Â
Ostbelgien (und die gesamte EMR) zeichnet sich durch spezifische landwirtschaftliche Produkte aus, die der Region eine unverwechselbare PrÀgung geben. Die bekannten Produkte der Region finden sich auch in den Gerichten wieder, die in der Region hÀufig und gerne gegessen werden.
Forelle aus einem der vielen FlĂŒssen und Seen der Region, hier mit Stampfkartoffeln und Salat
§PD4/6 -
LĂŒtticher Buletten â das Fleisch kommt hoffentlich von Rindern und Schweinen aus der Region, was aber noch wichtiger ist: Die SoĂe braucht Sirup aus den regionalen Ăpfeln.
§PD5/6 -
Russischer Salat, eine SpezialitĂ€t aus Malmedy â der Hering kommt vielleicht aus der Nordsee, aber die fĂŒr die typische Farbe verantwortliche Rote Beete wĂ€chst in der Region.
§PD6/6 -
Der Limburger Vlaai â die meisten Grundzutaten (Mehl, Butter, Milch, Zucker und Obst fĂŒr die FĂŒllung) gibt es aus regionaler Herstellung.
Hinweise fĂŒr Lehrende
Ăkologische Tierhaltung
Die folgenden Elemente sollen den Unterschied zwischen der sogenannten konventionellen und ökologischen Tierhaltung verdeutlichen. Dabei geht es zunÀchst darum, Kriterien kennenzulernen, die den Unterschied kenntlich machen:
EffektivitÀtsdenken (QuantitÀt und QualitÀt) vermarktbarer Produkte
Einsatz mineralischer DĂŒngemittel, industriell hergestellter Pflanzenschutzmittel sowie Arzneimittel
geschlossene BetriebskreislÀufe
VerhÀltnis von Pflanzen- und Tierproduktion (Tiere pro FlÀcheneinheit)
Haltungsbedingungen von Tieren
etc.
Die Inhalte des Kastens "Vertiefung" beschreiben ein Beispiel fĂŒr eine verĂ€nderte und Kriterien ökologischer Landwirtschaft aufgreifende Wirtschaftsform in Ostbelgien:Â
Achtung der Tiere als Lebewesen (Umgang mit Althennen)
artgerechte Tierhaltung (tÀglicher Auslauf auf Wiesen)
hochwertige Futtermittel
Bei diesen Kriterien der GeflĂŒgelhaltung bieten sich ein UnterrichtsgesprĂ€ch und weitere Recherchen an, um die Informationen zu vertiefen: Welche Vorgaben fĂŒr artgerechte Haltung gibt es fĂŒr GeflĂŒgel? Was genau versteht man unter hochwertigen Futtermitteln? Etc. Bei der Erhebung zusĂ€tzlicher Daten/Informationen können die Hofbetreiber eventuell auch einbezogen werden.
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Definition
Konventionelle und ökologische Landwirtschaft
Was bedeutet konventionelle Landwirtschaft?
In der konventionellen Landwirtschaft steht ein hoher Ertrag im Vordergrund. Das bedeutet, dass neben natĂŒrlichen DĂŒngern wie GĂŒlle auch KunstdĂŒnger eingesetzt werden, damit Pflanzen nicht nur möglichst schnell und zahlreich wachsen, sondern auch Böden genutzt werden können, die nicht immer ideal fĂŒr den Anbau geeignet sind. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass DĂŒnger ins Grundwasser und somit in andere GewĂ€sser gelangt. Es werden meist wenige Sorten in schnellem Wechsel angebaut ohne ZwischenfrĂŒchte in der Fruchtfolge. Durch die Spezialisierung auf eine oder wenige Nutzpflanzen mĂŒssen weniger GerĂ€te angeschafft werden, jedoch besteht auch ein gröĂeres Risiko fĂŒr SchĂ€dlingsbefall. Bei Letzterem kommen dadurch oft Pestizide zum Einsatz, um die Ernte zu sichern. Zur Bearbeitung des Feldes werden meist groĂe landwirtschaftliche Maschinen genutzt, um ArbeitskrĂ€fte und Zeit zu sparen â eine sogenannte Mechanisierung, welche jedoch auch eine Verdichtung des Bodens zur Folge haben kann. Diese Form der Bewirtschaftung eines Ackers wird auch intensive Landwirtschaft genannt.
Die konventionelle Landwirtschaft hat als Ziel, möglichst viel Ernte zu bekommen, und konzentriert sich meist auf Pflanzen, welche eine hohe Nachfrage haben. Hier stehen die Wirtschaft und das Kapital im Vordergrund.
Was bedeutet ökologische Landwirtschaft?
Bei der ökologischen Landwirtschaft steht ein nachhaltiger Anbau im Einklang mit der Natur im Vordergrund. Das bedeutet, dass die Böden so gut wie möglich geschont, aber auch versorgt werden sollen. Es darf ausschlieĂlich natĂŒrlicher DĂŒnger zum Einsatz kommen und auch der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, beispielsweise zur SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung, ist nicht erlaubt. FĂŒr eine gute Bodenfruchtbarkeit ist hier die Einhaltung der Fruchtfolge sowie mehrere GrĂŒndĂŒngerphasen sehr wichtig. FĂŒr den Anbau werden zudem gröĂere FlĂ€chen benötigt. Die Bewirtschaftung der FlĂ€chen erfolgt in den meisten FĂ€llen durch ArbeitskrĂ€fte und weniger durch groĂe Landwirtschaftsmaschinen, um unter anderem den Boden zu entlasten. Diese Form des Anbaus wird auch extensive Landwirtschaft genannt. Durch den erhöhten Aufwand steigen dementsprechend die Preise fĂŒr die meisten Produkte, was in manchen FĂ€llen aber auch eine Steigerung der QualitĂ€t der Produkte mit sich bringt. Durch die oben genannten MaĂnahmen soll der Eingriff in die Natur so gering wie möglich gehalten werden, um trotzdem eine Versorgung durch die Landwirtschaft zu ermöglichen. Im Supermarkt werden die Lebensmittel aus ökologischem Landbau meist mit entsprechendem Siegel wie beispielsweise "Bio" gekennzeichnet.
KunstdĂŒnger: DĂŒnger, der in chemischen und industriellen Verfahren hergestellt wird. Auf dem Foto siehst du Natriumnitrat, welches dem Boden den fĂŒr viele Pflanzen wichtigen NĂ€hrstoff Stickstoff zufĂŒhrt.
Grundwasser: Wasser, das sich unterhalb der ErdoberflĂ€che befindet. Traditionelle Brunnen, wie der hier gezeigte, sind einfach Löcher, die so tief in die ErdoberflĂ€che gegraben oder gebohrt werden, bis sie auf die Grundwasserschicht stoĂen.
ZwischenfrĂŒchte: FrĂŒchte, die nicht als Endprodukt sondern fĂŒr weitere landwirtschaftliche Nutzung angebaut werden, meistens als Futterpflanze oder als natĂŒrlicher BodendĂŒnger. Typische Zwischenfruchtpflanzen sind die Phaecelia (Foto) oder der Klee.
SchĂ€dlingsbefall: Typische SchĂ€dlinge sind Insekten wie die Blattlaus (Foto), die Pflanzen durch Fressschaden oder von ihnen ĂŒbertragene Krankheiten schĂ€digen. Neben Insekten gelten aber auch bestimmte andere Tiere sowie Pilze, Viren und Bakterien als SchĂ€dlinge.
Mechanisierung: Die Arbeitskraft der Menschen wird durch den Einsatz von Maschinen entweder ersetzt oder unterstĂŒtzt, auf diesem Foto durch eine Melkmaschine.
Verdichtung des Bodens: Aufgrund schwerer Last (z.B. von groĂen Maschinen) verĂ€ndert sich die Form des Bodens. Die HohlrĂ€ume zwischen den Erdpartikeln verschwinden und die Partikel selbst werden dichter zusammengedrĂŒckt.
GrĂŒndĂŒngerphasen: Auf eine natĂŒrliche Art und Weise werden dem Boden wieder wichtige NĂ€hrstoffe zugefĂŒhrt bzw. es werden wieder gĂŒnstige Bedingungen fĂŒr das Pflanzenwachstum hergestellt. Zum Beispiel können bei stark verdichtetem Boden Sonnenblumen gepflanzt werden. Durch ihre Wurzeln wird der Boden wieder gelockert.
Siegel: Ein Abdruck eines bestimmten Zeichens, das entweder fĂŒr eine bestimmte Eigenschaft, QualitĂ€t oder auch Herkunft stehen kann. Bioprodukte werden mit einem Biosiegel gekennzeichnet.
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ErklÀrung
Konventionelle oder ökologische Tierhaltung
Die Viehwirtschaft beginnt auf dem Feld. Denn neben der Versorgung fĂŒr uns Menschen ist dieses auch wichtig fĂŒr die Futterproduktion fĂŒr Nutztiere. Neben dem Ackerland wird hier auch in groĂen Teilen das DauergrĂŒnland genutzt. Neben der direkten Haltung auf der Weide, also das Grasen fĂŒr Tiere vor Ort, wird auch Heu oder Silage gewonnen. Silage beschreibt luftdicht verpacktes Gras, welches durch die ausgelöste GĂ€rung auch fĂŒr Wintermonate haltbar gemacht wird.
Zu den meisten Nutztieren gehören in der Euregio Maas-Rhein Schweine, HĂŒhner und Rinder. Einerseits werden diese als Masttiere aufgezogen. Das bedeutet, dass diese geschlachtet werden und das Fleisch weiterverarbeitet beziehungsweise verkauft wird. Andererseits werden HĂŒhner aber auch fĂŒr die Eierproduktion und Rinder â oder genauer gesagt KĂŒhe â fĂŒr die Milchwirtschaft gehalten. Auch Schafe und Ziegen werden gehalten, um Fleisch, Wolle und Milch zu gewinnen.
Auch in der Viehwirtschaft gibt es verschiedene Möglichkeiten, Landwirtschaft zu betreiben. WÀhrend die konventionelle Landwirtschaft auch hier den wirtschaftlichen Erfolg als Hauptziel hat, versucht die ökologische Landwirtschaft, vermehrt auf Tierwohl und Umweltschutz zu achten.
In der konventionellen Landwirtschaft ist deshalb oft auch von Massentierhaltung die Rede. Denn Tiere werden meist auf engem Raum gehalten, um weniger FlĂ€che zu verbrauchen beziehungsweise mehr Tiere halten zu können. Dabei können sich Krankheiten viel schneller ausbreiten, weshalb oft bereits vorsorglich Medikamente wie Antibiotika ins Futter gemischt werden. FĂŒr beispielsweise die Milchgewinnung kommen oft groĂe Melkmaschinen zum Einsatz, sodass auch hier ArbeitskrĂ€fte nur in geringer Zahl notwendig sind. Futtermittel fĂŒr die Tiere werden dabei meist von auĂen dazu gekauft und stammen eher selten aus eigenem Anbau, da auch hier oft eine reine Spezialisierung auf beispielsweise die Milchwirtschaft liegt.
In der ökologischen Landwirtschaft steht eher ein geschlossener Betriebskreislauf im Vordergrund. Hier werden die Futtermittel meist selbst vom Betrieb durch ökologischen Ackerbau erzeugt. Es darf nur eine kleine Anzahl von Tieren pro FlĂ€cheneinheit gehalten werden, sodass fĂŒr Auslauf gesorgt werden kann. Die Tiere ernĂ€hren sich dabei im Falle von KĂŒhen in den Sommermonaten direkt von den Wiesen und bekommen nur in Wintermonaten im Stall das vom Sommer aufbereitete Heu oder die Silage. Der Tiermist wird dabei direkt auf die eigenen Felder verteilt, um die Bodenfruchtbarkeit fĂŒr einen besseren Ackerbau zu fördern.
Zusatzmaterial: BRF-Bericht ĂŒber die Ziegenzucht in Kettenis.
§Ziegenzucht in Kettenis. Der BRF berichtet.
Der Betrieb in Kettenis verdeutlicht ein Konzept, das in vielen Regionen mit einer stÀrker regionalen Verankerung und Produktionsweise zu beobachten ist:
enge Verbindung von Mensch und Tier
Produktion mit regionalen Futtermitteln und anderen Rohstoffen
Verbindung mehrerer Angebote, die sich direkt an Kunden wenden: KĂ€se- und Milchproduktion, regionale und Direktvermarktung (Hofladen), Gastronomie, Spielangebote fĂŒr Kinder etc.
Seit dem Jahr 2013 werden die landwirtschaftlichen Produkte Ostbelgiens auch unter der Marke "Made in Ostbelgien" vermarktet. Aspekte wie RegionalitĂ€t und regionaler Geschmack, Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Gesundheit und Lebensart spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Label "Made in Ostbelgien" soll auch die Sichtbarkeit der Region als solche erhöhen und die Chancen fĂŒr die Vermarktung ihrer Produkte in der Umgebung, aber auch international erhöhen. 2021 hatten sich etwa 30 Produzenten und Partner aus dem Lebensmittelbereich unter dem Label zusammengeschlossen. Fast 100 Produkte haben dieses Label bekommen.
Regional â natĂŒrlich â besonders: Viele landwirtschaftliche Betriebe in Ostbelgien bemĂŒhen sich, Produkte herzustellen, die den Reiz des AuĂergewöhnlichen auf die Kunden ausĂŒben. "NatĂŒrlich Hunger" â ein Betrieb in Kettenis, der Ziegen hĂ€lt und die Milch weiterverarbeitet.
§PD2/4 -
Ziegenmilch und -kÀse, Eier und andere Produkte werden auf dem Hof produziert
§PD3/4 -
Der Landwirtschaftsbetrieb Steinshof in der NĂ€he von Raeren ist bekannt geworden fĂŒr die Aufzucht von HĂŒhnern. Die Produkte werden auch mit modernen Mitteln vermarktet.
§PD4/4 -
Zur regionalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte passen auch andere regionale Initiativen zur StÀrkung von Nachhaltigkeit, KlimaneutralitÀt usw. Mehr Informationen zu Fairtrade in der Region findet man hier.
Sprachhilfe zu Element 28 & 29
WorterklÀrung
Marke: Eine Marke sind Symbole, Schriftzeichen, Begriffe, Designs oder eine Kombination aus allem. Diese kennzeichnen die Produkte eines Unternehmens und machen sie auf diese Weise von der Konkurrenz unterscheidbar.
vermarktet: ein Produkt anbieten, bewerben.Â
KlimaneutralitĂ€t: Das menschliche Handeln hat fĂŒr das Klima keine Auswirkungen.Â
Fairtrade: Steht fĂŒr einen kontrollierten Handel, bei dem unter anderem der Erzeuger einen gewissen Mindestlohn erhĂ€lt. Gesteuert wird dies von einer Fairtrade-Organisation.Â
4. Andere Gegend, andere Landwirtschaft: das Weser-Maas-Land
Regionale Bezeichnungen der Teile des Herver Landes
Das Weser-Maas-Land oder auch Herver Land befindet sich im Zentrum der Euregio Maas-Rhein und im nordöstlichen Teil der Provinz LĂŒttich. Es ist eine mittelhohe Ebene, die westlich und sĂŒdlich von den FlĂŒssen Maas und Weser begrenzt wird. Zahlreiche kleinere BĂ€che und FlĂŒsse (zum Beispiel ZuflĂŒsse der Weser) durchziehen das Land. Das Herver Land ist eine hĂŒgelige, grĂŒne Landschaft. Ihre landwirtschaftlichen NutzflĂ€chen durchziehen kleinere Waldgebiete und werden immer wieder von Hecken und Hohlwegen begrenzt. Diese Landschaft ist ansonsten eher typisch fĂŒr westeuropĂ€ische Gegenden in Schottland oder Irland.
Die fĂŒr das Weser-Maas-Gebiet charakteristischen Hecken gibt es schon sehr lange. Als sie im 16., 17. und 18. Jahrhundert angelegt wurden, dienten sie dazu, die WeideflĂ€chen abzugrenzen und die Tiere auf diesen WeideflĂ€chen festzuhalten. Es wurden verschiedene Arten gepflanzt, zum Beispiel Schlehdorn, Hasel und Hainbuche. Die Hecken dienten auch dazu, die Bodenerosion zu vermindern und die wertvollen oberen Bodenschichten im Gebiet zu halten.
Der dichte Wechsel aus ObstgĂ€rten, Hecken, Wald- und Weideland bietet vielen Tieren einen idealen Lebensraum: Vögeln, Insekten, kleinen Reptilien, MĂ€usen usw. Die LebenskreislĂ€ufe von Pflanzen und Tierarten greifen ineinander: Abgestorbene Weiden bieten Nist- und Schutzbereiche fĂŒr Vögel, die sich von Insekten ernĂ€hren usw.
Das Herver Land, Land van Herve (nl.) oder auch Pays de Herve (frz.) bezeichnet 'die Gegend um den Ort Herve'. Es ist eine Kulturlandschaft, die sich geographisch beschreiben und eingrenzen lĂ€sst: Sie liegt zwischen Weser und Maas, an den Grenzen von Deutschland und den Niederlanden usw. Menschen haben jedoch mitunter sehr unterschiedliche EindrĂŒcke von den Gegenden, in denen sie leben oder die zu ihrer Region/ihrem Land gehören. Das trifft auch auf das Weser-Maas-Gebiet zu. Mitunter wird es in Karten auch sehr unterschiedlich dargestellt, etwa mit unterschiedlichen GrenzverlĂ€ufen.
Das sagen Menschen aus der Euregio Maas-Rhein ĂŒber das Weser-Maas-Gebiet:
Die "Bocage" â typisches Landschaftmserkmal des Herver Landes
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Hecken, KĂŒhe, Wiesen, Weiden und ObstgĂ€rten â diese Bilder sind typisch fĂŒr groĂe Teile des Herver Landes. Diese Heckenlandschaft wird im Französischen âBocageâ genannt. Die Bocage besteht aus kleinen landwirtschaftlichen Einheiten, die von Hecken und BĂŒschen sowie mehr oder weniger durchgehenden Reihen von wilden BĂ€umen, StrĂ€uchern oder ObstbĂ€umen umgeben sind. Diese Vegetation bildet dabei nicht nur natĂŒrliche Grenzen der NutzflĂ€chen, sie ist auch ein wichtiger Lebensraum fĂŒr Insekten, Vögel und kleine SĂ€uger, weshalb die Bocage eine wichtige Rolle im Erhalt der ökologischen Artenvielfalt spielt.
Deshalb fördert die europĂ€ische Agrarpolitik Landwirte, die sich zu umweltfreundlichen MaĂnahmen verpflichten. Dazu gehören die Erhaltung von BĂ€umen und Hecken, die Anlage von BlĂŒhstreifen, die natĂŒrliche Bewirtschaftung von Wiesen, die Anlage und Pflege von TĂŒmpeln, die Erhaltung von Hochstamm-ObstgĂ€rten und lokalen Nutztierrassen.
Ab 1985 begann die gemeinsame Agrarpolitik, sich mit den Auswirkungen der Intensivierung der Landwirtschaft auf die Umwelt zu beschĂ€ftigen. Die "AUM", wie sie im landwirtschaftlichen Jargon genannt werden, wurden Mitte der 1990er Jahre entwickelt und waren ab den 2000er Jahren erfolgreich. Die heute als "Mesures Agro-environnementales et Climatiques" (Agrar-Umwelt- und KlimamaĂnahmen) bekannten "MAEC" sind finanzielle Ausgleichszahlungen, die Landwirten gewĂ€hrt werden, die sich zu umweltfreundlichen Praktiken verpflichten. Dazu gehören die Erhaltung von BĂ€umen und Hecken, die Anlage von BlĂŒhstreifen, die natĂŒrliche Bewirtschaftung von Wiesen, die Anlage und Pflege von TĂŒmpeln, die Erhaltung von Hochstamm-ObstgĂ€rten, die Erhaltung lokaler Tierrassen, ...
Lösung fĂŒr das interaktive Bild in der folgenden Aufgabe
§PD
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Aufgabe
Eine Landschaft untersuchen: Beispiel Weser-Maas-Land
Ein Landschaftsbild, das ein weites Panorama zeigt, eignet sich gut, um bestimmende Merkmale dieser Landschaft zu untersuchen. Die Aufnahme unten zeigt das Weser-Maas-Gebiet oder auch Herver Land. Es unterschiedet sich deutlich von anderen Regionen der Euregio Maas-Rhein.Â
Beschreibe deinen ersten Eindruck vom Relief des Weser-Maas-Gebiets anhand des Bildes unten.
Welche Farbe ist auf dem Bild vorherrschend? Woher kommt sie?
Klicke auf dem Bild folgende Merkmale an: Weideland, einzeln stehendes Gehöft, Beerenplantage, StraĂe, Waldgebiet.
Obstsirup ist eines der bekanntesten Produkte des Herver Landes. Er wird aus den Ăpfeln/Birnen der Region hergestellt. Man kann ihn als Brotaufstrich verwenden. Er wird aber auch bei vielen Gerichten der belgischen KĂŒche genutzt.
Herver KĂ€se (Fromage de Herve oder Herverkaas). Ein sehr wĂŒrziger WeichkĂ€se aus der Gegend um Herve, der eine goldgelbe oder elfenbeinartige Farbe hat. Er wird aus der Milch der KĂŒhe im Herver Land hergestellt und vor Ort auch in vielen Restaurants und GeschĂ€ften angeboten.
Val Dieu Triple, ein belgisches Starkbier aus dem Kloster Val-Dieu (Goidsdaele oder Gottesthal). Das Kloster liegt etwa vier Kilometer auĂerhalb der Gemeinde Aubel im Weser-Maas-Gebiet.
Hinweise fĂŒr Lehrende
Zusatzmaterial zu belgischen SpezialitÀten in der Gastronomie
Im Podcast "Bonjour Wallonie â SĂŒdbelgien entdecken" geht es auch um die Lebensmittel und bekannten landwirtschaftlichen Produkte der Region. Hör doch mal in diese Folge hinein.
Hinweise fĂŒr Lehrende
Zur folgenden Aufgabe
Die Lernenden können in ihren Audio-Beitrag folgende Informationen und Erkenntnisse einbringen: Klima/Wetter:
nahe an Nordsee und Atlantik gelegen --> ca. 75 % der Wetterlagen vom Meer bestimmt.Â
ĂŒberwiegend keine extremen Klima-AusschlĂ€ge bei den Temperaturen und NiederschlĂ€gen
selten DĂŒrren, Niederschlag gleichmĂ€Ăiger ĂŒber die Monate des Jahres verteilt als in anderen Gegenden Mitteleuropas
Boden:
ton- und nĂ€hrstoffreiche (Löss-)Böden (eher im Nordwesten der EMR: geeignet fĂŒr Kulturpflanzen in groĂflĂ€chigerer Landwirtschaft, z.B. Getreide)
Kalkböden (eher im SĂŒdosten der EMR: Weidewirtschaft)
leichte (Löss-)Böden (JĂŒlicher und ZĂŒlpicher Börde: Ackerland fĂŒr Weizen und ZuckerrĂŒben)
abnehmende Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe (E 26)
Erhöhung der Vielgestaltigkeit der Produktionsmethoden, Produkte und Kundenbeziehungen (Diversifizierung)
zunehmende Verbreitung (auch einzelner) Methoden und Kriterien ökologischer Landwirtschaft (geschlossene WirtschaftskreislĂ€ufe, ausgewogenes Futtermittel-Tier-VerhĂ€ltnis, weniger/kein Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und MineraldĂŒnger)
Produkte und ihre Besonderheiten
konkrete Beispiele werden gerade mit Blick auf die vorherigen Kriterien mehrfach genannt: Umgang mit Ă€lteren Getreidesorten, Höfe mit artgerechter Tierhaltung (HĂŒhner, Ziegen, siehe E 30 und E 31)
Vermarktung
zunehmend DirektvermarktungÂ
Etwa 100 Produkte sind mit dem Regionallabel "Made in Ostbelgien" versehen (E 34)
Fairtrade-Initiative
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Aufgabe
Zusammenfassung: Was war wichtig?
Erstelle in der Gruppe einen Audio-Beitrag ĂŒber die Landwirtschaft in der Euregio Maas-Rhein. Geht dabei auf folgende Punkte ein:
Boden- und WetterverhÀltnisse
Besonderheiten der Höfe
Produkte und ihre Besonderheiten
Vermarktung
Nutzt fĂŒr die Erstellung des Audio-Beitrags folgendes Tool: https://vocaroo.com/.